Schuldenkrise in Griechenland – ein Dilemma der EU

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Die Schuldenkrise in Griechenland stellt die Europäische Union und Mitglieder der Euro-Zone vor ein großes Dilemma. Drei Ziele müssen gleichzeitig erfüllt werden:

  1. Die Europäische Union kann nicht zulassen, dass in Europa ein Gebiet entsteht, in dem es keine effektive staatliche Kontrolle mehr gibt. Wer wollte sonst verhindern, dass auf Kreta eine neue Bastion des Bankgeheimnisses entsteht.
  2. Der Maastrichter Vertrag schießt ausdrücklich die Möglichkeit aus, dass eine Finanzkrise eines Euro-Landes durch Zuwendungen oder Garantien der EU gelöst werden kann.
  3. Eine dauerhafte Lösung des Problems wird gebraucht.
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Wenn man die Schuldenkrise in Griechenland einfach ihren Gang nehmen lassen würde, entstünde in der Ägäis ein Gebiet mit einem Staat ohne Macht. Der griechische Staat könnte seine Armee und seine Polizei nicht mehr bezahlen. In früheren Jahrhunderten wäre ein solcher Staat einfach von einem neuen Herrscher übernommen worden. Je nach geopolitischen Gegebenheiten war das früher für Griechenland entweder die Türkei oder Italien, oder beide je zum Teil. Nach modernem Völkerrecht ist dies jedoch nicht möglich.

Für die meisten Regierungen in Europa ist die Versuchung groß, zur Lösung der Schuldenkrise in Griechenland den Vertrag von Maastricht auszuhebeln, und das Problem mit Krediten und Garantien zu lösen. Als Ausgleich würde von Griechenland eine Aufgabe seiner Souveränität verlangt und eine Art Zwangsverwaltung von Brüssel aus eingeführt. Das wäre natürlich ein gefundenes Fressen für alle, die einen europäischen Superstaat anstreben. Gleichzeitig würde die Beschränkung des Staatsdefizits auf 3 Prozent des Bruttoinland-Produktes aufgehoben. Dieses ist jedoch eine der wenigen verbliebenen Schranken, die uns vor den Fantasien der Machthaber in Berlin und anderswo von staatlicher Allmacht bewahren.
Glücklicherweise wäre ein solches Konzept in Griechenland nicht durchsetzbar, und würde auch in Deutschland dazu führen, dass die verantwortlichen politischen Parteien für lange Zeit jede Aussicht auf Erfolg bei Wahlen verlören. Es wäre eine große Herausforderung, den Wählern in Deutschland zu erklären, warum sie mit ihrem Steuergeld dafür bezahlen sollten, dass Griechen mit 61 Jahren in den Ruhestand treten, während sie mit 66 Jahren noch arbeiten müssen.

Ökonomische Gegebenheiten und die unterschiedlichen Einstellungen zum Leben in Zentraleuropa und auf griechischen Inseln werden immer wieder Spannungen aufbauen, die ohne die Möglichkeit zur Anpassung von Wechselkursen alle paar Jahre eine neue Schuldenkrise hervorbringen werden. Eine massive Infrastruktur, wie sie im nördlichen Europa vorhanden ist, braucht Griechenland nicht. Hier sind Schiffe und Häfen, zusammen mit kleinen Flughäfen wichtiger als Autobahnen und ICEs. Ein integriertes Stromnetz in der ganzen Ägäis macht so viel Sinn wie ein Eisenbahntunnel von Athen nach Heraklion.
Dafür gibt es aber ein freundlicheres Klima, weniger Winterstürme und eine längere Vegetationsperiode. Das Meer sorgt über das ganze Jahr für frische und gesunde Nahrung.

Insgesamt ergeben sich zwei Möglichkeiten, mit der Schuldenkrise in Griechenland umzugehen: Mit genügend politischem Willen wird man eine Lösung finden, die dem griechischen Staat die Möglichkeit zurück gibt, eine an griechischen Gegebenheiten orientierten Wirtschaftspolitik zu betreiben. Dieser Staat wäre zwar vielleicht etwas schwächer, hätte aber wieder eine eigene Währung. Den Weg dorthin könnten Hilfen der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds erleichtern.

Sollte es nicht möglich sein, den notwendigen politischen Willen aufzubringen, wird es einen Versuch geben, das Problem auf die lange Bank zu schieben. Es müsste dann regelmäßig Finanzhilfen an Griechenland geben, und die Schuldenkrise in Griechenland würde regelmäßig wiederkehren. Die Europäische Union würde insgesamt vor sich hin siechen. Aus diesem Grunde kann man die Wetten der Finanzmärkte gegen griechische Staatsschulden auch so verstehen, dass Banken und Hedge-Fonds den Mitgliedern und Institutionen der EU zutrauen, notwendige Entscheidungen zu treffen.
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Ausblick: Nach der Krise

Auch wenn wir noch lange mit den Folgen dieser Finanzkrise zu kämpfen haben werden, kann man doch schon das eine oder andere über die Welt danach sagen:

  • Die Papierwährungen Euro und Dollar werden zwar als Verrechnungseinheit weiter existieren, haben sich aber als Wertspeicher gründlich diskreditiert.
  • Der Mythos, daß Staatsanleihen, wenigstens der USA und Deutschlands, risikolose Vermögensanlagen seien, wurde als Mythos enttarnt.

Papiergeld verliert an Vertrauen
Papierwährungen können kein universaler Wertspeicher mehr sein, weil sich herausgestellt hat, daß die Regierungen und Zentralbanken die Möglichkeit haben, den Wert der Währungen massiv zu manipulieren, und dies im Zweifelsfall auch tun, wenn ein politisches Ziel nur wichtig genug ist.
Ich sage nicht, daß es falsch war, daß die Regierungen wenigstens die grundsätzlichen Funktionen des Bankensystems durch massive Manipulationen abgesichert haben. Aber es hat doch zu einem politschen „pick the winner“ geführt. (Und zur Bestrafung derer, die diese staatlichen Zuwendungen an ihre Konkurrenz mit ihren Steuern bezahlen müssen.)

Dramatische Verluste mit angeblich risikolosen Geldanlagen
Viele Menschen haben durch diese Aktionen wichtige Ersparnisse verloren. Das trifft insbesondere jene, die bei ihrer Altersvorsorge massiv auf langfristige Staatsanleihen gesetzt haben. Mit den bald notwendig werdenden Zinserhöhungen, und mit der fast unvermeidlichen Inflation (wegen der massiven Geldschöpfung in Europa und USA) werden diese Papiere noch viel mehr von ihrem Wert verlieren.

Keine langsfristigen Kreditfinanzierungen
Wenn aber der tatsächliche Wert eines Dollars oder eines Euros in 10 Jahren nicht mehr vorhersehbar ist, wird auch eine Kreditfinanzierung über einen solchen Zeitraum so gut wie unmöglich. Wer verleiht schon seine Ressourcen, wenn er nicht den Wert dessen abschätzen kann, was er zurück bekommt.

Eigenkapital und Cash Flow
Das bedeutet für Unternehmen, groß oder klein, daß Eigenkapital-Finanzierung sehr viel wichtiger wird, und daß jeder seinen Cash-Flow mit Agurs-Augen überwachen wird.
Übersetzt in die Touristik bedeutet dies, daß Yield Managment Konzepte sich noch viel weiter ausbreiten werden, insbesondere auch bei Hotels. (Bei Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen geht es bereits jetzt nicht mehr ohne Yield Management Systeme). Damit wird das System der Vermarktung über Kataloge mit Preisen, die bereits im Vorjahr je nach Gespür des Produktmanagers vorgegeben wurden, noch mehr in Frage gestellt.

Der Staat verliert an finanzieller Macht
Ähnliches trifft auch für den Staat zu. Die Regierungen werden nicht mehr beliebig viel Geld von den Finanzmärkten bekommen. Sie müssen das Geld entweder drucken, oder als Steuern eintreiben. Drucken von Geld bewirkt mehr Inflation, höhere Zinsen (auch für die Regierung), eine Schwächung des Wechselkurses und damit höhere Einfuhrpreise. Geht eigentlich nicht.
Dann bleiben höhere Steuern. Wenn aber auch die Steuerzahler nur noch kurzfristige Kredite bekommen, wirken sich höhere Steuern direkt auf die Investitionsausgaben und damit auf das Wirtschaftswachstum negativ aus. So können höhere Steuern im Einzelfall sogar zu niedrigeren Staatseinnahmen führen. Damit wird klar, daß der finanzielle Handlungs-Spielraum des Staates in den nächsten Jahren deutlich eingeschränkt sein wird. (Mancher wird das begrüßen. Andere werden es bedauern, da jeder Euro zusätzliche Staatsausgabe ein Euro mehr Macht für Politiker ist)

Fazit:
Für die überschaubare Zukunft wird Cash Flow und Eigenkapital König sein. Das ergibt eine Prämie auf Flexibilität und kurze Entscheidungswege, die mehr im Mittelstand zuhause sind. Der Staat wird versuchen, soviel Steuern wie irgend möglich einzunehmen – und wird trotzdem zu Ausgaben oftmals nein sagen müssen.